Am 8. November besuchten wir, die Schülerinnen und Schüler des 6. und 7. Jahres (B, TB und BB), das Musical „1945“ im Eupen Plaza. In Form einer aufwändigen Inszenierung wird hier Geschichte des Zweiten Weltkriegs lebendig!
Nach Hitlers Führererlass vom 18. Mai 1940 gehörte auch Ostbelgien zum Großdeutschen Reich. Die Männer aus Eupen-Malmedy mussten deshalb ihren Dienst für „Führer, Volk und Vaterland“ in der Wehrmacht leisten – ob freiwillig oder zwangsweise.
Die meisten von ihnen wurden an die brutalste Front des Krieges, die gegen die Sowjetunion, geschickt. Viele erlebten dort unsägliche Verbrechen hautnah, fielen im Kampf oder gerieten in jahrelange Kriegsgefangenschaft, die sie physisch und psychisch zermürbte.
Das Musical taucht exemplarisch ein in die Zeit zwischen 1942 und 1945 und präsentiert sie aus Sicht der ostbelgischen Bevölkerung. Es basiert auf dem authentischen Briefwechsel von etwa 300 Briefen zwischen dem Eupener Gebirgsjäger Robert Pönsgen, der hauptsächlich am finnisch-russischen Frontabschnitt zum Einsatz kam, seiner Familie zu Hause und seinen Freunden an der Front in Russland.
Viele dieser Briefe wurden von Darstellern vorgelesen, sie dienten dem Musical als Rahmen und auch als roter Faden durch die Kriegsereignisse von 1942 bis zum Untergang im Mai 45.
Das sinfonisch besetzte Live-Orchester aus rund 50 Musikern erzeugte mit ihren klassischen und modernen Stücken einen tollen Sound, der die Handlung vorantrieb und unterstützte. Ein großer Chor mit über 50 Sängern interpretierten zum Teil sehr berührende Lieder und wurden in der Geschichte selbst zu starken Darstellern. Orchester und Chor schafften es so hervorragend, historisches Wissen auf ansprechende und emotionale Weise zu vermitteln.
Als Zuschauer wurden wir nach und nach förmlich in die Inszenierung hinein gesogen:
- Die Bomberangriffe auf Aachen, die von ohrenbetäubendem Sirenengeheul begleitet wurden;
- die beklemmende, menschenverachtende Szene einer Judendeportation;
- die Originalbilder der berüchtigten Sportpalast-Rede von Reichspropagandaminister Goebbels;
- der aggressive und vielstimmige Ruf nach „Totalem Krieg“, für den sich die Darsteller unter das Publikum im Saal gemischt hatten;
- das Ertönen und Mitsingen der NSDAP-Hymne, durch die Darsteller;
- und nicht zuletzt auch die bewegende Schilderung der Bombardierung St.Viths während der Ardennenoffensive durch Margarete Doepgen, die das Inferno Weihnachten 1944 im Keller der Klosterkapelle so gerade noch überlebte,
lösten immer wieder neue Gänsehautmomente aus und haben bei allen eine nachhallende Wirkung entfacht.
„Die beste Methode, gefallene Soldaten zu ehren, ist keine weiteren zu erschaffen!“ lautet eine Bilanz dieser anregenden und aufregenden Geschichtsstunde in Eupen. Das können wir nur unterstreichen! Der Besuch hat sich gelohnt!